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Stand: 16.03.2025
Ziel des NAP ist es, mögliche Risiken und Auswirkungen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, die mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verbunden sein können, weiter zu reduzieren. Zur Darstellung der Risikoentwicklung im Bereich Biologischen Vielfalt wird u. a. der Indikator "Bienenbrotmonitoring" herangezogen, der die festgestellten Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Bienenbrot (in den Bienenstock eingetragener Pollen) beschreibt. Für diesen Indikator wurde im NAP kein quantifiziertes Ziel festgelegt.
Der Indikator basiert auf Daten, die seit 2004 im Rahmen des Projektes "Deutsches Bienenmonitoring (DeBiMo)" erhobenen werden. Weiterhin werden im Rahmen des Projektes Daten zum Umfang auftretender Winterverluste an Bienenvölkern in ausgewählten Imkereien sowie zur Prävalenz der wichtigsten Bienenkrankheiten (insbesondere der Varroose) erhoben. Aufgrund seiner Struktur, Stichprobengröße und Datenerfassung ist das DeBiMo langfristig angelegt und nicht darauf ausgerichtet, relativ kurzfristige Auswirkungen spezifischer Maßnahmen zu erfassen.
Bundesweit wirken über 120 Imker mit. Sie stellen repräsentativ und aktuell Daten zu Betriebsstrukturen und zur Überwinterungsdynamik ihrer Völker sowie Bienen-, Honig- und Pollenproben für Krankheits- und Rückstandsanalysen zur Verfügung.
Im Rahmen des Projektes DeBiMo wird das im Bienenvolk eingelagerte Bienenbrot seit 2009 regelmäßig untersucht. Als Bienenbrot wird Blütenpollen bezeichnet, der von den Bienen im Bienenstock bei der Einlagerung in die Wabenzellen mit Speichel vermischt und dadurch haltbar gemacht wird. Im Bienenbrot sind höhere Wirkstoffmengen zu erwarten als im Nektar. Zudem dient das Bienenbrot über längere Zeit als Nahrung für Ammenbienen, die die Larven füttern und kann daher zu langfristigen Effekten führen.
Im Bienenbrot können über 475 Wirkstoffe und deren Metaboliten (Abbauprodukte) aus dem Pflanzenschutz nachgewiesen und quantifiziert werden ("Multimethode", LUFA Speyer). Die Rückstandsbelastung spiegelt im Wesentlichen die landwirtschaftliche Praxis wider. Die Rückstandsprobleme, die sich im Rahmen der Imkerei u. a. aus der chemischen Bekämpfung der Varroamilbe ergeben können, sind vernachlässigbar.
Die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen 2023 bestätigen im Wesentlichen die Ergebnisse aus den Vorjahren des Projektes. Von den insgesamt 190 untersuchten Proben stammte die Mehrzahl aus dem Sommer (109 Proben), sowie aus dem Frühjahr (70 Proben) und Herbst (11 Proben).
In 2023 wurden mit der validierten Multimethode insgesamt 478 Substanzen in den Analysebericht aufgenommen. Das sind 3 Wirkstoffe mehr als im Vorjahr, wobei im Vergleich zu 2022, 7 neue Substanzen dazu kamen, 9 Wirkstoffe aus früheren Jahren wieder aufgenommen wurden und 13 von letztem Jahr wieder weggefallen sind. Neu im Untersuchungsprogramm waren folgende Wirkstoffe: Fenpicoxamid (Fungizid), Florpyrauxifen-benzyl (Herbizid), Flutianil (Fungizid), Mandestrobin (Fungizid), Mefentrifluconazol (Fungizid), Nicosulfuron (Herbizid), und Pydiflumetofen (Fungizid). Die LUFA Speyer nimmt regelmäßig interessante Wirkstoffe in das Programm auf und ersetzt Wirkstoffe mit niedrigen Findungsraten. Das Fungizid Fenpicoxamid wurde einmal über der Nachweisgrenze detektiert, während das Fungizid Mandestrobin viermal über der Bestimmungsgrenze detektiert wurde. Die anderen sieben neuen Wirkstoffe wurde nicht im Bienenbrot nachgewiesen.
Von den 478 untersuchten Wirkstoffen und Metaboliten wurden insgesamt 85 in den Bienenbrotproben nachgewiesen. Das sind 10 mehr als in 2022. Die Rückstände lagen hierbei meist im Spurenbereich. 63 Wirkstoffe wurden mindestens einmal oberhalb der Bestimmungsgrenze nachgewiesen. In 93,7 % der Proben konnten Pflanzenschutzmittel-Rückstände gefunden werden, in 81,1 % mit mindestens einem Wirkstoff oberhalb der Bestimmungsgrenze, 13,7 Prozentpunkten mehr gegenüber dem Vorjahr (67,4 %).
Fungizide wurden am häufigsten detektiert, wobei unter allen Wirkstoffen das Fungizid Prothioconazol (74,7 %) an erster Stelle steht. Die höchste Konzentration wurde bei dem Fungizid Folpet (4,60 mg/kg) gemessen. Das am häufigsten nachgewiesene Herbizid Prosulfocarb trat in 34,7 % der Proben auf. Das in diesem Jahr häufigste Insektizid war Coumaphos (N = 9; 4,7 %). Von den insgesamt 190 Bienenbrotproben waren 178 mindestens mit einem Wirkstoff belastet. Durchschnittlich fanden sich 5,9 Wirkstoffe in den Proben (Median = 5). Es ergaben sich 1114 Nachweise von Wirkstoffen, davon lagen 50 % (557 Nachweise) oberhalb der jeweiligen Bestimmungsgrenze und 557 (50,0 %) über der jeweiligen Nachweisgrenze aber unterhalb der Bestimmungsgrenze. Insgesamt konnten 41 Fungizide (davon 33 oberhalb der Bestimmungsgrenze), 18 Herbizide (15 oberhalb der Bestimmungsgrenze), 16 Insektizide (9 oberhalb der Bestimmungsgrenze), 3 Varroazide und 2 Akarizide nachgewiesen werden.
Ein direkter Zusammenhang zwischen Pflanzenschutz und Winterverlusten war nicht nachzuweisen. Zur Beurteilung der im Bienenbrot gefundenen Rückstände wird die Rückstandskonzentration des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs im Bienenbrot durch die ermittelte letale orale Dosis (LD50) für Honigbienen dividiert und das Hazard Quotient (HQ) errechnet. Obwohl relativ viele Proben belastet waren (93,7 %), lagen alle Werte im niedrigen HQ-Bereich und deutlich unterhalb einer akut toxischen Wirkung. Insgesamt wiesen die Proben sehr niedrige Hazard-Quotient-Werte auf; mit einem Mittelwert von 1,95. Alle 190 Proben lagen unter dem Schwellenwert von 50 HQ. Der HQ 50 Schwellenwert entspricht 0,05 % der LD50 einer Honigbiene im täglichen Verzehr. Darunterliegende Werte werden als “Hintergrundrauschen” behandelt. Subletale Effekte könnten ab einem HQ von 1.000 auftreten, was 10 % der LD50 einzelner Wirkstoffe für Bienen darstellt. Keine Probe hat diesen Schwellenwert dieses Jahr überschritten, und seit dem Beginn des Monitorings lagen insgesamt nur 5 von 2410 Proben (0,2 %) darüber. Es zeigte sich vielmehr wie in den Vorjahren ein hochsignifikanter Einfluss der Varroabelastung und der damit verbundenen Viruserkrankungen im Herbst auf die Überwinterung der Bienenvölker. Auch wenn die Rückstandsdaten keine akut toxischen Konzentrationen zeigen, so addieren sich bei 5 Proben (2,6 %) die Wirkstoffmengen der einzelnen Wirkstoffe auf mehr als 1000 µg/kg, ein Schwellenwert, der in anderen Studien mit Gesundheitsproblemen der Völker assoziiert wurden.
Anhand der im Rahmen des DeBiMo durchgeführten Pflanzenschutzmittel-Rückstandsuntersuchungen im Bienenbrot können relativ kurzfristige Auswirkungen spezifischer Maßnahmen nicht erfasst werden. Der Kontakt der Bienenvölker mit subletalen Dosen von Pflanzenschutzmitteln wird jedoch kontinuierlich dokumentiert und dadurch Veränderungen in der landwirtschaftlichen Praxis und deren Auswirkungen auf die Bienenvölker erfasst. Daneben unterstreichen die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen die Sinnhaftigkeit der Bemühungen der Bieneninstitute, Landwirte dahingehend zu beraten und zu animieren, auch die Menge der als “nicht bienengefährlich” eingestuften Pflanzenschutzmittel möglichst zu reduzieren oder diese zumindest außerhalb der täglichen Haupt