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Entscheidungshilfen im integrierten Pflanzenschutz Integrierter Pflanzenschutz

Eine wichtige Aufgabe des Nationalen Aktionsplan ist es, die Ausweitung der Möglichkeiten des integrierten Pflanzenschutzes zu unterstützen. Dazu gehört auch die Entwicklung von Prognosemodellen und anderen Entscheidungshilfen.

Vorbeugende Maßnahmen wie Fruchtfolge oder Sortenwahl reichen in der Regel für die Regulierung vieler Schadorganismen nicht aus. Um zu entscheiden, ob Maßnahmen wie die gezielte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln notwendig sind, müssen die Schadorganismen mit geeigneten Methoden und Instrumenten überwacht werden. Regelmäßige und systematische Befallskontrollen an den Kulturpflanzen sind deshalb unerlässlich. Die amtlichen Pflanzenschutzdienste der Länder unterstützen die Praxis durch ihre Warndienstangebote bei der zeitlichen Planung der einzelnen Überwachungsmaßnahmen sowie mit Informationen zu geeigneten Methoden. Die Ergebnisse der eigenen Überwachung bilden für den Praktiker die Grundlage um zu entscheiden, ob und wann er Pflanzenschutzmittel anwenden muss. Solide und wissenschaftlich begründete Schwellenwerte und Prognosemodelle sind dabei wichtige Hilfestellungen zur Entscheidungsfindung. Solche Entscheidungshilfen stehen der Praxis jedoch nur unzureichend zur Verfügung. Neben der amtlichen Beratung helfen auch Erfahrungswerte bei der Entscheidung über Pflanzenschutzmittelanwendungen im Betrieb. Eine gute Dokumentation der eigenen Bestandsüberwachung sowie vorangegangener Pflanzenschutzmaßnahmen und ihrer Wirkung unterstützen bei der objektiven Entscheidungsfindung.

Das Schadschwellenprinzip

Die Entscheidung über Pflanzenschutzmaßnahmen nach dem Schadschwellenprinzip ist ein wesentliches Merkmal des integrierten Pflanzenschutzes. Ziel ist es dabei, nur wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen durchzuführen und so die Pflanzenschutzmittelanwendung auf das notwendige Maß zu begrenzen.

  • Wirtschaftliche Schadschwelle: Schaderregerbefall, bei dem Ernteverluste in einem Umfang eintreten, die den Aufwand einer Pflanzenschutzmaßnahme rechtfertigen.

Wirtschaftliche Schadschwellen sind keine festen Größen, sondern können situationsbezogen und jahresabhängig schwanken. Sie berücksichtigen auch nicht die notwendigen Reaktionszeiten, die von der Befallsfeststellung bis zur Durchführung der Bekämpfungsmaßnahme vergehen können. Bekämpfungsrichtwerte bieten deshalb eine praxisnahe Alternative zur Entscheidungsfindung. Sie werden auf der Grundlage von Versuchen sowie langjährigen Daten aus der systematischen Schaderregerüberwachung der Bundesländer ermittelt.

  • Bekämpfungsrichtwert (=Bekämpfungsschwelle): Schaderregerbefall zu einem bestimmten Zeitpunkt, an dem eine Bekämpfungsmaßnahme den zu erwartenden Befall unter der wirtschaftlichen Schadensschwelle hält. Die Bekämpfungsschwelle wird zumeist angewendet, wenn der schadensrelevante Befall noch nicht eingesetzt hat.

Weitere Informationen zum Schadschwellenprinzip und eine Übersicht der wichtigsten Bekämpfungsrichtwerte für den Acker- und Gartenbau finden sich in dem BZL-Heft „Integrierter Pflanzenschutz“:

Heft „Integrierter Pflanzenschutz“ des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) (pdf-Datei)

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Prognosemodelle

Bekämpfungsrichtwerte eignen sich nicht für jede Befallssituation als Entscheidungshilfe. Für einige Schaderreger gibt es keine praxistauglichen Überwachungsmethoden oder Bekämpfungsmaßnahmen müssen vorgenommen werden, bevor der Befall sichtbar wird. Dies ist insbesondere bei vielen Pflanzenkrankheiten der Fall. In diesen Fällen können Prognosemodelle helfen, das Befallsrisiko zu ermitteln und notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen richtig zu terminieren. In die Berechnung eines Prognosemodells kann eine Vielzahl von Faktoren einfließen wie Eckdaten zur Biologie des Schaderregers oder der Kulturpflanze, Witterungsdaten oder Anbaubedingungen wie Bodenbearbeitung oder Fruchtfolge.

ISIP - das Informationssystem für die integrierte Pflanzenproduktion -ISIP ist eine Informationsplattform der amtlichen Pflanzenschutzdienste. Sie enthält regionale Warndienstinformationen, eine Infothek zur wichtigen Schadorganismen einschließlich ihrer Regulierung sowie eine Reihe verschiedener Prognoseverfahren für den Acker-, Obst- und Gemüsebau. Die Prognosemodelle wurden durch die Zentralstelle der Länder für EDV-geschützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz (ZEPP) entwickelt. Die vollständige Nutzung aller Informationsangebote ist nur für registrierte Abonnementen möglich.

Flyer „Online-Beratung für Pflanzenschutz und Pflanzenbau“ der LfLUG Sachsen

VitiMeteo – Das Informationsportal VitiMeteo des Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg bietet Prognosemodelle, Wetterdaten und aktuelle Monitoringdaten für den Weinbau in Südwestdeutschland. Die Webseite www.vitimeteo-by.de der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) bietet entsprechende Angebote für bayrische Weinanbaugebiet an. Aktuelle Daten zum Schaderregermonitoring in Bayern sind auch auf der Webseite www.vitimonitoring.de abrufbar.

Poster „VitiMeteo – Internetplattform für den Weinbau“ (pdf-Datei)

Entscheidungshilfen der LfL Bayern  - Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat auf ihrer Webseite mehrere Prognoseverfahren und weitere Entscheidungshilfen für den Acker- und Obstbau in Bayern zusammengestellt.

Agrarmeteorologische Messnetze – Aktuelle, regional repräsentative Wetterdaten sind wichtig für die Erstellung von Empfehlungen zum integrierten Pflanzenschutz. Sie bilden eine wesentliche Datengrundlage für Prognosemodelle. Kleinräumige Klimadaten sind insbesondere für die Vorhersage von Krankheiten im Obst- und Weinbau relevant. Einige Bundesländer unterhalten deshalb ergänzend zum Messnetz des Deutschen Wetterdienst eigene Wetterstationen in verschiedenen Anbauregionen

Flyer „Das agrarmeteorologische Messnetz in Sachsen“ der LfLUG Sachsen

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Weitere computergestützte Entscheidungshilfen

Mit Hilfe von Smartphones können computergestützte Entscheidungshilfen direkt vor Ort zum Einsatz kommen. Neben den oben genannten Angeboten sind zahlreiche weitere Apps zum Thema Pflanzenschutz verfügbar. Sie helfen zum Beispiel beim Bestimmen von Schaderregern oder Unkräutern oder unterstützen bei der situationsbezogenen Auswahl eines Pflanzenschutzmittels.
Folgende weitere Apps werden durch die amtliche Beratung angeboten:

Pflanzenschutzassistent – Der Pflanzenschutzassistent des hessischen Pflanzenschutzdienstes und des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) unterstützt bei der Gestaltung der betrieblichen Herbizidstrategien und setzt dabei einen besonderen Fokus auf die Resistenzvermeidung. Umfangreiches Bildmaterial unterstützt beim Bestimmen der Unkräuter. Der Pflanzenschutzassistent wird um weitere Module, unter anderem für den Bereich Fungizide, ausgebaut.

PS Info Gartenbau - Ein Informationsangebot des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Gartenbau. PS Info Gartenbau ist eine Datenbank mit vielseitigen Informationen zum Pflanzenschutz im Zierpflanzenbau, Obstbau, Gemüsebau und Baumschule. In der Datenbank können zugelassene Pflanzenschutzmittel für den integrierten und im ökologischen Anbau sowie Einsatzbereiche von Nützlingen recherchiert werden.

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