Die biologische Vielfalt in Agrarlandschaften trägt wesentlich zum Funktionieren zahlreicher Ökosysteme bei und ist damit ein Baustein für nachhaltige Landwirtschafts- und Ernährungssysteme. Bisher ist es jedoch nicht möglich, dort bundesweite Aussagen über den Zustand und die Veränderungen der biologischen Vielfalt zu treffen. Das soll sich durch die Arbeit des MonViA-Verbundprojektes ändern. Ein erstes Ergebnis haben die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun vorgelegt: eine Sammlung von 41 Indikatoren, mit deren Hilfe die Entwicklung der biologischen Vielfalt wildlebender Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sowie die genetische Vielfalt der Nutzpflanzen und -tiere in Agrarräumen gemessen werden kann.
Vervollständigt wird der Bericht durch weitere Bausteine der Biodiversitätsforschung. Dazu gehören die Prüfung von Monitoringansätzen, die Erprobung von innovativen und bestandsschonenden Erfassungsmethoden wie Kamerafallen oder auch die gemeinsame Auswertung von Daten aus dem Naturschutz und der Landwirtschaft.
Die im Bericht vorgestellten MonViA-Indikatoren bilden eine wesentliche Grundlage für ein bundesweites Monitoring in Agrarlandschaften. Mit der Etablierung der Monitoringprogramme kann künftig neben Zustand und Veränderung der biologischen Vielfalt auch festgestellt werden, ob die von Politik und Gesellschaft definierten Ziele für die Agrarlandschaften erreicht wurden.
Im vorgelegten Bericht werden jedoch nicht nur die entwickelten Indikatoren beschrieben (Indikatoren-Sheet). In den Statusberichten werden auch erste Ergebnisse zu mittel- und langfristigen Trends in der Entwicklung der Artenzusammensetzung geliefert. Dafür wurden bereits vorhandene Datenserien ausgewertet. Im Bereich Lebensraumvielfalt etwa können bereits heute auf Basis von Satellitenbildern Veränderungen über einen längeren Zeitraum aufgezeigt werden.
Das Projekt MonViA im Überblick
Seit 2019 arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Thünen-Instituts, des Julius Kühn-Instituts und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zusammen, um ein bundesweites Monitoring der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften (MonViA) zu etablieren. In der Pilotphase bis 2023 haben sie Konzepte inklusive Indikatoren für die Messung verschiedener Bereiche der biologischen Vielfalt speziell für Agrarlandschaften entwickelt. Diese Indikatoren decken die drei Ebenen der Biodiversität ab:
- Vielfalt des Lebensraumes (Landnutzung, Landschaftsstruktur, Landnutzungsintensität),
- Vielfalt der Organismen (Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen, parasitisch lebende Hautflügler, Schadinsekten, Ackerunkräuter, Regenwürmer, Bodenmikroorganismen, Insektendiversität in Weinbergen und stehenden Kleingewässern) und
- genetische Vielfalt (Vielfalt einheimischer Nutztierrassen, der im Anbau befindlichen Nutzpflanzen und der Honigbiene).
Seit 2024 befindet sich MonViA in der Umsetzungsphase inklusive Datenerhebung und Planung künftiger und regelmäßiger Berichterstattung der Indikatoren. Auf Basis einer nationalen Datengrundlage sollen künftig sinnvolle Handlungs- und Fördermaßnahmen entwickelt werden, die zu einer nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft- und des Ernährungssystems beitragen.
Der Bericht und weitere Informationen zum Verbundprojekt sind auf der Projekt-Webseite abrufbar:
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung des Thünen-Instituts, des Julius Kühn-Instituts und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung vom 05.07.2024